Krav Maga-Anbieter gibt es bundes- und weltweit immer mehr. Seit Jahren gibt es einen ungebrochenen Trend bei der Nachfrage nach Krav Maga. Aber Krav Maga ist nicht gleich Krav Maga!
Immer öfter taucht Krav Maga in Filmen auf – gerade bei vielen groß angelegten Hollywood-Action-Blockbustern wird immer wieder darauf verwiesen, dass die SchauspielerInnen über Wochen und Monate ausgebildet worden seien, um Krav Maga-Techniken auf die Leinwände zu bringen. Dass die gezeigten Techniken nicht immer etwas mit realistischer Selbstverteidigung zu tun haben, ist jedoch vielen Zuschauern nicht klar. Unabhängig davon, profitiert durch das medial geweckte Interesse der breiten Bevölkerung jede Schule für Selbstverteidigung davon, „Krav Maga“ mit ins Portfolio aufzunehmen.
Wie schon in den 80er Jahren bei Kung Fu, oder in den 90ern bei Karate und Taekwondo, wird die israelische Selbstverteidigung zum Trend und Menschen interessieren sich dafür, darin ausgebildet zu werden. Immerhin ist das Versprechen einer reinen Selbstverteidigung, dass man die Techniken erlernen und auch gegen körperlich überlegene Angreifer erfolgreich anwenden kann – unabhängig von Geschlecht, Größe, Alter, Gewicht oder körperlichen Einschränkungen.
„Krav Maga“ steigert also die Mitgliederzahlen und wird damit zum lukrativem Geschäft. Darum taucht der Begriff immer öfter auf und jede Schule für Kampfsport und Selbstverteidigung ist bemüht, diesen aufzuführen. Woher dabei die fachliche Ausbildung stammt, ist oft unklar. Vielfach wird nicht einmal auf einen Verband verwiesen. Und leider ist häufig auch die Erwähnung eines Verbandes noch kein Garant für eine im Verband gut funktionierende Qualitätssicherung, im Bezug auf die Ausbildung der Trainer.
In der Regel wissen dabei die meisten, die sich dann für Selbstverteidigung interessieren, nicht, ob es sich bei dem Anbieter um ein gut funktionierendes System handelt oder die Techniken in der Realität versagen. Auch die Teilnahme am Training kann dem Laien in dieser Hinsicht wenig Aufschluss bieten, da die Techniken in der Regel schlüssig erklärt werden und in dem Rahmen in dem sie gezeigt werden im Training dann funktionieren.
erst, nach Lockerung der Übungsregeln, der Angriff also nicht mehr genau in einem bestimmten Winkel und bestimmter Geschwindigkeit und ohne Ansage vollzogen wird, kann man erkennen, ob die angebotene Technik funktioniert oder nicht.
Diese Erkenntnis kommt dann leider aber oft erst nach Jahren des Trainings. Entweder dadurch, dass man durch die hinzugewonnene Erfahrung erkennt, dass etliche Techniken, wenn diese mit ausreichend Aggressivität durchführt werden, einfach nicht mehr funktionieren, wie sie müssten; oder im schlimmsten Fall: Weil man sich, während eines realen Ernstfalls, seiner Haut erwehren muss.
Wie erwähnt, erkennt man diesen Umstand jedoch meistens sehr spät, oder eventuell im direkten Vergleich. Laien davor zu bewahren, ist schwer. So ist es nämlich im Grunde jedem möglich, sich „Krav Maga-AusbilderIn“ zu nennen. „AusbilderIn“, „TrainerIn“, „Coach“ und dergleichen sind keine geschützten Begriffe und es bedarf keiner staatlich überwachten Ausbildung, um sich einen solchen Titel zu verleihen.
Gleiches gilt für den Ausbildungsgrad innerhalb eines Verbandes. Denn auch Verbände können von jedem gegründet werden. Es ist also kein Problem, einen eigenen Krav Maga-Verband zu gründen und sich oder einer befreundeten Person oder einem Mitglied in diesem Verband den höchsten Meistergrad zu verleihen.
Es gibt dennoch einige Punkte, die man bei der Suche nach einem fähigen Anbieter beachten kann und sollte, welche zumindest Hinweise auf die fachliche Kompetenz eines Trainers geben können:
Welcher Verband steht hinter dem angebotenen Training?
Qualität setzt sich durch – Deshalb ist es ratsam, sich zu erkundigen, wer die größten Verbände innerhalb eines Systems sind. Der größte Verband ist oft schon lange am Markt und kann sich gegen immer wieder aufkommende Konkurrenz erfolgreich durchsetzen. Das liegt nicht selten daran, dass zwar einzelne Mitglieder oder vielleicht ganze Schulen zu einem neu entstandenen Verband wechseln – welcher vielleicht mit neuen Ideen wirbt; nach Monaten oder Jahren aber wieder zu ihrem alten Verband zurückkehren, weil erkannt wird, dass dieser das besser funktionierende System bietet.
Auch gewinnen die gewachsenen Strukturen eines solchen Verbands zumeist durch ein besseres System, sodass es dort möglich ist, die Qualität der Aus- und Weiterbildung der TrainerInnen auf hohem Niveau zu halten und dadurch neuen sowie langjährigen Mitgliedern eine gute Ausbildung zu garantieren.
Ist die Ausbildung der TrainerInnen offen dargelegt?
Die Trainerin oder der Trainer einer Schule sollte keine Scheu haben, offen darzulegen, wie man zu der Ausbildung gekommen. Auch hierbei sollte darauf geachtet werden, in welchen Verbänden die Person aktiv war und wie lange.
Quantität allein macht dabei noch keine gute Trainerin oder guten Trainer! Liest man beispielsweise, dass jemand mit ca. 25 Jahren schon den 1., 2. oder 3. Meistergrad in jeweils mehreren Systemen hat und dabei keine Verbände angegeben sind, sollte man stutzig werden. Sind Verbände angegeben, bietet eine Suche im Netz oftmals schnell hilfreiche Ergebnisse. Zudem ist es gut, wenn eine Trainerin oder ein Trainer auch Einblicke in andere Arten der Selbstverteidigung oder anderen Kampfsportarten vorweisen kann. Eine weitere Frage ist hierbei: Was passierte nach Erwerb der Trainerlizenz? Fanden weitere Prüfungen (Graduierungen) im Nachhinein statt und gibt es noch weitere Lizenzen oder Weiterbildungen im Anschluss, oder zeigt sich, dass der Coach sich nicht weiterbildet – sieht er über den Tellerrand hinaus?
Passen TrainerInnen und das Training zu mir und meinen Vorstellungen?
Natürlich ist auch wichtig, dass die Chemie stimmt.
Das Training sollte Spaß bringen – im Training, vor allem aber auch der Erfolge wegen, die man bei sich selbst verzeichnen kann. „Schaffe ich mittlerweile Dinge, die ich vor 6 Monaten noch nicht geschafft habe?“. Allem voran aber, muss das Training dazu führen, dass man, z.B. im Krav Maga, lernt sich selbst zu verteidigen. Daher ist es auch wichtig, dass die Teilnehmenden immer wieder Ihren Komfortbereich verlassen, um ihre Leistung zu steigern und zu lernen, auch in Stresssituaionen handlungsfähig bleiben zu können!
Dabei ist es wichtig, dass der oder die TrainerIn die Kompetenz besitzt, Neulinge an das Thema heranzuführen, ohne sie mit Anforderungen und Informationen zu überladen. Gleichzeitig sollte diese Person auch langjährigen Mitgliedern aufzeigen können, dass es langer (aber zu bewältigender) Weg von Nöten ist, um sich in nahezu jeder Situation zurechtfinden und adäquat reagieren zu können und sie auf eben diesem begleiten.
Diesbezüglich ist natürlich auch die Gruppenzusammensetzung ein nicht unerheblicher Punkt.
Daher sollte die Schule oder der Verband auch darauf achten, dass nicht jene trainiert werden, wegen derer andere Mitglieder überhaupt erst ins Training kommen. Beispielsweise kann die Verpflichtung zur Vorlage des aktuellen Führungszeugnisses ein Hinweis darauf sein, dass der Verband oder die Schule auf die genannten Voraussetzungen achtet.
Fragen, Fragen, Fragen!
Nicht zuletzt zeigt sich dann die Qualität des Gebotenen auch im Training selbst. Denn das Wichtigste bei der Ausübung einer Selbstverteidigung ist, dass man den Techniken, welche man sich Jahr und Tag aneignet, auch vertraut. Das gilt für Trainerinnen und Trainer im gleichen Maße wie auch für die Teilnehmenden am Training.
Durch Fragestellungen können Unklarheiten beseitigt werden. Dabei muss auf die von SchülerInnen gestellten Fragen eingegangen werden und, selbst wenn auf manche Problemstellung nicht sofort eine Antwort parat steht, sollten die TrainerInnen sich darüber Gedanken machen und in einer der folgenden Trainingseinheiten eine Antwort liefern können – damit beweisen sie zugleich, dass sie die Ausübung ihrer Tätigkeit sowie die Sicherheit und die Belange ihrer SchülerInnen wichtig nehmen.
Niemandem nützt es, wenn in einer Schule bereits eine regelrechte Verehrung der Coaches stattfindet und dadurch in diesem Umfeld Nachfragen schon als Sakrileg gelten; denn auch TrainerInnen lernen durch Fragen immer wieder von ihren Schülerinnen und Schülern und verbessern sich, indem sie Techniken und Szenarien auch aus verschiedenen Blickwinkeln und Ansichten betrachten lernen. Davon profitier im Anschluss dann wieder das gesamte Training.
Qualität setzt sich durch – trainiere mit den Besten und geh‘ bei deiner Sicherheit und Unversehtheit keine Kompromisse ein.
-Denis Bangert von Selfguard, 2020